23. Dezember

Vorweihnacht

Bald ist Weihnacht, wie freu' ich mich drauf,
da putzt uns die Mutter ein Bäumlein schön auf;
es glänzen die Äpfel, es funkeln die Stern',
wie hab'n wir doch alle das Weihnachtsfest gern.

Volksreim

T'was the night before Christmas
Übersetzung von Erich Kästner (1899-1974)

Es hatte geschneit, und der Mondschein lag
so silbern auf allem, als sei's heller Tag.
Acht winzige Rentierchen kamen gerannt,
vor einen ganz, ganz kleinen Schlitten gespannt!
Auf dem Bock saß ein Kutscher, so alt und so klein,
daß ich wußte, das kann nur der Nikolaus sein!

Die Rentiere kamen daher wie der Wind,
und der Alte, der pfiff, und er rief: "Geschwind!
Renn, Renner! Tanz, Tänzer! Flieg, fliegende Hitz'!
Hui, Sternschnupp'! Hui, Liebling! Hui, Donner und Blitz!
Die Veranda hinauf, und die Hauswand hinan!
Immer fort mit euch! Fort mit euch! Hui, mein Gespann!"

Wie das Laub, das der Herbststurm die Straßen lang fegt
und, steht was im Weg, in den Himmel hoch trägt,
so trug es den Schlitten auf unser Haus
samt dem Spielzeug und samt dem Sankt Nikolaus!
Kaum war das geschehen, vernahm ich schon schwach
das Stampfen der zierlichen Hufe vom Dach.

Dann wollt' ich die Fensterläden zuzieh'n,
da plumpste der Nikolaus in den Kamin!
Sein Rock war aus Pelzwerk, vom Kopf bis zum Fuß.
Jetzt klebte er freilich voll Asche und Ruß.
Sein Bündel trug Nikolaus huckepack,
so wie die Hausierer bei uns ihren Sack.

Zwei Grübchen, wie lustig! Wie blitzte sein Blick!
Die Bäckchen zartrosa, die Nas' rot und dick!
Der Bart war schneeweiß, und der drollige Mund
sah aus wie gemalt, so klein und halbrund.
Im Munde, da qualmte ein Pfeifenkopf,
und der Rauch, der umwand wie ein Kranz seinen Schopf.

Ich lachte hell, wie er so vor mir stand,
ein rundlicher Zwerg aus dem Elfenland.
Er schaute mich an und schnitt ein Gesicht,
als wollte er sagen: "Nun, fürchte dich nicht!"
Das Spielzeug stopfte er, eifrig und stumm,
in die Strümpfe, war fertig, drehte sich um,
hob den Finger zur Nase, nickte mir zu,
kroch in den Kamin und war fort im Nu!

In den Schlitten sprang er und pfiff dem Gespann,
da flogen sie schon über Tal und Tann.
Doch ich hört' ihn noch rufen, von fern klang es sacht:
"Frohe Weihnachten allen, und allen gut' Nacht!"

Am Tag vor Weihnachten
Bruno Horst Bull 

Nur noch einmal wird es dunkel,
nur noch einmal wird es Nacht.
Wird es wieder Abend werden,
hat Knecht Ruprecht was gebracht.

Aus dem Walde wird er kommen,
wo verschneite Tannen stehn,
und sechs grosse zahme Hirsche
sind vor dem Gefährt zu sehn.

Glocken klingen, und der Schlitten
ist bis obenhin bepackt.
Ach, was hat der gute Alte
für die Kinder eingesackt!

Äpfel, Nüsse und Rosinen,
Kuchen, Kekse, Marzipan,
Engelshaar und Mandarinen,
Hampelmann und Eisenbahn.

Weiss du noch vom letzten Jahre,
als der Tannenbaum gebrannt,
wie es war, als lang erwartet
in der Tür Knecht Ruprecht stand?

Nur noch einmal wird es dunkel,
nur noch einmal wird es Nacht.
Wird es wieder Abend werden,
hat Knecht Ruprecht was gebracht.

ICH WÜNSCHE MIR ZUM HEILIGEN CHRIST

Ich wünsche mir zum Heiligen Christ
einen Kopf der keine Vokabeln vergisst,
einen Fußball, der keine Scheiben zerschmeißt -
und eine Hose, die nie zerreißt.

Ich wünsche mir zum Heiligen Christ
eine Oma, die nie ihre Brille vermisst,
einen Nachbarn, den unser Spielen nicht stört
und einen Wecker, den niemand hört.

Ich wünsche mir zum Heiligen Christ
eine Schule, die immer geschlossen ist,
eine Mutter, die keine Fragen stellt
und einen Freund, der die Klappe hält.

Doch weil ich das alles nicht kriegen kann,
überlaß ich die Sache dem Weihnachtsmann.

(Erika Wildgrube-Ulric)

KLEINE WUNDER

Zuerst siehst du dir an mit blanken Kinderaugen
den strahlend hell geschmückten Weihnachtsbaum.
Die Trommel, Holzpferd und die Schleckereien,
die siehst du in dem Alter kaum.

Im Jahr darauf kannst du es kaum erwarten,
bis Mutter dich ins Zimmer ruft,
stürzt dich mit Eifer auf Geschenke,
merkst nicht der Küche guten Duft.

Nach vielen reichen Weihnachtsfesten
wählst nur noch Speisen du dir gründlich aus.
Der tiefere Sinn in jenen Tagen - bist du sicher -
liegt eigentlich in einem guten Schmaus.

Wenn deine Augen trüber werden,
lockt dich kein Duft mehr und nicht liebe Gaben.
Wie sollst du dieses Fest begehen,
wenn alle dich verlassen haben?

Du, sei nicht kälter als der rasche Tod.
Erinnere dich an deine Kinderzeit.
Das Leben braucht ein kleines Wunder -
die einzig mögliche Glückseligkeit.

(Daniel Trowski)

Die Nacht vor dem heiligen Abend

Die Nacht vor dem heiligen Abend
da liegen die Kinder im Traum.
Sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.

Und während sie schlafen und träumen
wird es am Himmel klar
und durch den Himmel fliegen
drei Englein wunderbar.
Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der heilige Christ.
Es ist so fromm und freundlich
wie keins auf Erden ist.

Und während es über die Dächer
still durch den Himmel fliegt
Schaut es in jedes Bettlein
Wo nur ein Kindlein liegt
und freut sich über alle,
die fromm und freundlich sind,
denn solche liebt von Herzen
das himmlische Kind.

Heut schlafen noch die Kinder
und sehen es nur im Traum,
doch morgen tanzen und springen sie
um den Weihnachtsbaum.


Robert Reinick (1805-1852),

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