12.Dezember

Heute ist mal Gedichtetag

Adventslicht

Ich bin das Lichtlein, das erwacht
in der dunklen Winternacht.
Die Menschen gingen so gebückt;
doch als das Lichtlein sie erblickt,
da wussten sie: es kommt die Zeit,
da werden alle Herzen weit,
und alle Augen werden hell,
und alle Füsse laufen schnell;
denn mitten aus dem Winterleid
ersteht die liebe Weihnachtszeit.
Agnes Harder

 

 

 

 

 Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke

Die 2000 Weihnacht

von Heinz Bornemann 

Das Jahr 2000 brach nun an,
man sieht erstaunt den Weihnachtsmann,
wie schon in guten alten Zeiten,
ganz langsam durch den Schornstein gleiten.

Doch das Jahrtausend brach nun an,
wie jeder ja schon sehen kann,
wo`s nirgends einen Schornstein gibt,
den jedes Kind so innig liebt.

So muss der Weihnachtsmann beizeiten,
durch Netze in Computer gleiten,
und wenn ein Kind nicht artig war,
ist schwupps, ein dicker Virus da.

Geschenke werden komprimiert
und immer ist der angeschmiert,
der nicht den Wunsch per E-Mail sendet,
ich hoffe nicht, dass es so endet !!!!

Der Heiligabend des Kellners

von Erich Kästner

Aller Welt dreht er den Rücken,

und sein Blick geht zu Protest

und dann murmelt er beim Bücken:

"Ach, du liebe Weihnachtszeit!"

 

Im Lokal sind nur zwei Kunden

(fröhlich sehn die auch nicht aus.)

Und der Kellner zählt die Stunden,

doch er darf noch nicht nach Haus.

 

Denn vielleicht kommt doch noch einer,

welcher keinen Christbaum hat

und allein ist wie sonst keiner

in der feierlichen Stadt. -

 

Dann schon lieber Kellner bleiben

und zur Nacht nach Hause gehn

als jetzt durch die Straßen treiben

und vor fremden Fenstern stehn.

 

Die Weihnachtswünsche des kleinen Nimmersatt

Von Heinrich Seidel 

Am meisten wünsch ich mir ein Pferd
zum Schaukeln und zum reiten
und eine Rüstung und ein Schwert
wie aus den Ritterzeiten

Drei Märchenbücher wünsch ich mir
und Farben auch zum malen,
und Bilderbogen und Papier
und Gold- und Silberschalen.

Ein Domino, ein Lottospiel,
ein Kasperletheater
auch einen neuen Peitschenstiel
vergiss nicht, lieber Vater!

Ein Zelt und sechs Kanonen dann
und einen neuen Wagen,
und ein Geschirr mit Schellen dran,
beim Pferdespiel zu tragen.

Mir fehlt - ihr wisst es sicherlich -
gar sehr ein neuer Schlitten,
und auch um Schlittschuh möchte ich
noch ganz besonders bitten.

Und weiße Tiere auch von Holz,
und farbige von Pappe,
und einen Helm mit Federn stolz
und eine neue Mappe.

Ein Perspektiv, ein Zootrop,
´ne magische Laterne,
ein Brennglas, ein Kaleidoskop -
dies alles hätt ich gerne.

Auch einen großen Tannenbaum,
dran hundert Lichter glänzen;
mit Marzipan und Zuckerschaum
und Schokoladenkränzen.

Doch dünkt dies alles euch zuviel,
und wollt ihr daraus wählen,
so könnte wohl der Peitschenstiel
und auch die Mappe fehlen"

Als Hänschen so gesprochen hat,
sieht man die Eltern lachen:
"was willst du kleiner Nimmersatt,
mit all den vielen Sachen?!"

Wer so viel wünscht - der Vater spricht´s-
bekommt auch nicht ein Achtel!
Der kriegt ein ganz kleinwenig nichts
in einer Dreierschachtel!"

 

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